Mittwoch, 26. Oktober 2022

Meine haitianische Wohngemeinschaft im 2023

1. Las Terrenas im Oktober 2023
Im Oktober 2019 bin ich gesundheitsbedingt aus Las Terrenas in die Schweiz heimgekehrt.
Seither hat sich nicht nur Las Terrenas verändert, sondern die ganze Welt spielt verrückt. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, der Krieg in Israel, der mittelfristige Energie-Umbau von fossilen auf erneuerbare Energien und dann auch noch die langfristige Klima-Veränderung, all das hat auch Las Terrenas verändert.

Mit dem folgenden Video soll Las Terrenas im Oktober 2023 dokumentiert werden
https://youtu.be/Yfa2Crj9u9g?si=PT4P1RzqJCxCgiEU




2. Wie geht es meiner Wohngemeinschaft?

2.1 Raymonde bekam Zwillinge und zog nach Florida

Anfang 2019 hat sich Raymonde nach Florida abgesetzt, wo sie im Februar 2019 ihre Zwillinge bekommen hat. Sie hatte dort sehr schwierige Lebensbedingungen, weil der Vater der Kinder, der in Miami verheiratet war, dort selbst Kinder hatte, aber für die Kinder und für sie aufkommen wollte.

Ihre Absicht war es, nach der Geburt der Zwillinge wieder zu ihren Kindern nach Las Terrenas heimzukehren. 
Die Umstände ihres Aufenthalts in Miami brachten es jedoch mit sich, dass sie es vorzog, in Florida zu bleiben. Daran hat sich bis zum Oktober 2023 auch nichts geändert.

Ich hatte mehrmals mit ihr telefoniert, wobei sie jedes Mal ihre Absicht bestätigte, bald wieder nach Las Terrenas heimzukehren. Aber sie hat ihre Absicht bis heute nicht umgesetzt. 

Währenddessen mussten und müssen ihre Kinder Steki, Chichi und Susanna unter der Obhut von Grossmama Madou und Onkel Alvin und seiner Frau Ingreed allein zurecht kommen.





2.2 Meine Familiengemeinschaft in Las Terrenas
Raymonde ist ja im Februar 2019 zu ihrem neuen Freund nach Florida gezogen und hat dort ihre Zwillinge bekommen, die jetzt Amerikaner sind. Es geht ihr dort recht gut, denn sie zeigt keine Ambitionen, nach Las Terrenas  zurück zu kommen.

Ihre drei Kinder Steki, Chichi und Susanna sind mit Clifford, dem Sohn vom verstorbenen Jodny, bei Mama Madou in meiner Wohngemeinschaft in Las Terrenas, gemeinsam mit Alvin, dessen Frau Ingreed und ihrem gemeinsamen Sohn Marco, total acht Personen (Chichi und Clifford fehlen auf dem Foto).   

Alvin ist der Chef der Familiengemeinschaft und sorgt dafür, dass alles in der Gemeinschaft seine Ordnung hat. Er hat eine Anstellung als Watchiman in einer Residencia. Er ist mein Kontaktmann in allen Fragen der Wohngemeinschaft.

Mama Madou leitet den Haushalt, macht die Einkäufe und sorgt
für das leibliche Wohl der Gemeinschaft. Sie verteilt die Putz-Arbeiten im Haushalt auf die Familienmitglieder und ist für die tägliche Wäsche und Bekleidung besorgt.

Steki (19) ist eine selbstbewusste junge Frau, die eine klare Vorstellung von ihrem Leben hat. Sie hat eine Anstellung in einem Aparthotel an der Playa Las Ballenas, studiert an der Universität von Santo Domingo und lernt Psychologie. Zudem hat sie eine Funktion in der Escuela Elegancia Las Terrenas. Daneben liest Steki gerne Gesellschaftsbücher.

Clifford (22) bemüht sich, eine Stelle zu finden, die seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Er ist ein Schöngeist. Mit hohen ästhetischen Anforderungen an die persönliche Ausdruckskraft ist er eher ungeeignet für mechanische materialistische Arbeiten. Er interessiert sich für die Malerei, aber nicht als Anstreicher, sondern als Pintor, wie z.B. Samuel Pierre.      

Chichi (14) geht zur Schule in Las Terrenas, sie interessiert sich für soziale Themen und ist imHaushalt und für die Familie im Hause tätig. 

Susanna ist die Jüngste der Schwestern und wird im Dezember 2023 elf Jahre alt. Sie geht zur Schule in Las Terrenas. Sie ist fleissig in der Schule und macht allen viel Freude. 














.Marco ist der Sohn von Ingreed und Alvin. Er geht in die Schule in Las Terrenas und freut sich, so viele Spielgefährten in der Familie zu haben. Die gesamte Wohngemeinschft war natürlich in Trauer, dass ich gehen musste. Vor allem für die Kinder war es ein herber Verlust. Ich liess sie zurück im Bewusstsein, weiter bei ihnen zu sein, als eine seelische Präsenz. Ich werde auch weiter für sie da sein, so wie es mir möglich ist.

Sonntag, 18. September 2022

Hurrikan Fiona und seine Folgen

Heute Sonntag, 18.September 2022 in der Nacht auf Montag überquert Hurrikan Fiona Puerto Rico und den Osten der Dominikanischen Republik und damit auch die Samana Halbinsel.

Ich beobachte Fiona schon seit einigen Tagen. Sie kommen immer mit dem Passatwind von den Kapverden vor dem Senegal in Westafrika her und ziehen ihre Bahn gegen die Kleinen Antillen. Dann ist es entscheidend, ob sie nördlich an den Westindischen Inseln vorüberziehen oder ihren Weg durch das Karibische Meer nehmen. Vereinzelt ziehen sie aber auch über die Insel Hispaniola. 
Fiona lag auf der Karibik Route, hat aber seit gestern einen Haken nach Norden geschlagen und nimmt Kurs über die Mona Passage zwischen Puerto Rico und Hispaniola, wo auch Las Terrenas liegt.

Der letzte schwere Hurrikan war Maria, Er zog am 16.September 2017 über Samana hinweg und richtete schweren Schaden an mit insgesamt auf der ganzen Route etwa 3000 Menschenopfern,


Na schaun wir mal, wie dick es diesesmal kommt


Es ist Sonntag, 25.September 2022
Inzwischen ist Fiona durchgezogen. Die Schäden sind überschaubar. Allerdings gab es Stromausfall, der am morgigen Montag wieder behoben sein soll.



Samstag, 14. Mai 2022

14 Jahre auf der Insel unter Palmen am Meer

Oftmals treffen wir Entscheidungen, bei denen sich erst später herausstellt, dass wir in einem grösseren Zusammenhang gehandelt haben, der mit `Schicksal` umschrieben wird. Im Jahre 2005 bin ich nach anstrengender beruflicher Tätigkeit als Brückenbau-Ingenieur aufgrund einer rheumatischen Gelenkserkrankung auf den 19.Breitengrad unter Palmen am Meer ausgewandert, wo das ganze Jahr Sommer ist und eine Heilung meiner Beschwerden zu erwarten war. 
Ich mietete ein schmuckes Häuschen in Las Terrenas auf der Insel Hispaniola an der Playa Bonita und verlebte eine eigentlich ruhige und friedliche Zeit von 5 Jahren im wunderschönen Haus von Markus in einer paradiesischen Umgebung unter Palmen am Meer. Es gibt dort weder Lärm noch Autoabgase, weder Rummel noch Einschränkungen irgendwelcher Art, aber auch keinen Supermarkt, keinen Arzt und auch keinen öffentlichen Verkehr. Es ist eine eigentliche Naturheilstätte, in der meine rheumatischen Beschwerden schon bald verschwunden waren und ich so richtig mit der Natur in Einklang kam. 
Ich verbrachte meine Zeit mit schriftstellerischen Arbeiten und einer Vorfabrikation von Stahlbeton-Fertigteilen die ich als sogenannte Verlorene Schalung für Betondecken einsetzen wollte. Dabei hatte ich nicht mit der `Schlauheit ` einheimischer Bauunternehmungen gerechnet.

Als ich zufällig mit meinem Motorroller hinter einem Lastwagen fuhr, bemerkte ich, dass er die Ladefläche mit den von mir entworfenen und dann nachproduzierten Beton-Elementen voll geladen hatte, die dann, wie sich durch meine Recherche herausstellte, im neuen Atlantik-Village bei El Portillo eingebaut wurden. Ich dachte zunächst an rechtliche Schritte, entschied mich aber wegen der für Nichtdominikaner aussichtslosen Rechtslage, dies tunlich zu unterlassen. Wenngleich folglich dabei für mich kein Profit erzielt werden konnte, so empfand ich doch eine grosse Befriedigung darüber, dass mit meiner Hilfe  eine echte Innovation etabliert werden konnte. 
Die Innovation bestand ja darin, dass auf der Insel praktisch nur Palmen stehen und aus den hohlen Baumstämmen keine Bretter geschnitten werden können und man das Holz sehr teuer aus den USA einführen muss.
Ich war häufig bei meiner Wohngemeinschaft, schon weil sich jedes Mal alle, einschliesslich mein Hündlein Pedroli freuten, mich zu sehen. Zudem machte es mir grosses Vergnügen, mit Raymonde in der Bodega Bar und im Pueblo de los Pescadores tanzen zu gehen und den einen oder auch zweiten Caipirinha zu trinken.
Ich begann dann mit einigen dominikanischen Familien eine Noni Tee-Produktion mit Noni-Früchten, die hier am Meer an Nonibäumen wachsen und als Gesundheits-Tee getrunken werden. 
Die Früchte werden , sobald sie reif sind, mit Hack-Messern zerkleinert, auf Blechen in der Sonne getrocknet und danach zunächst mit Maismühlen und schliesslich in Schnitzer-Mühlen gemahlen. 
Als ich Paul Blöchlinger von der Nature First Apotheke in Zürich eine Probe mitbrachte, war er so begeistert, dass er mir grad einen grösseren Auftrag erteilte, dem ich gerne nachkam, weil dadurch auch die dominikanischen Familien einen temporären Erwerb hatten.

Das grosse Erdbeben in Haiti
Am 12,Januar 2010 abends um halb Sechs Uhr bebte die Erde und legte Port au Prince, die Hauptstadt von Haiti in Trümmer. Etwa 220000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Stahlbetonbauten sind zusammengeklappt wie Kartenhäuser. Ich hatte 3 Wochen vorher Raymonde kennen gelernt, eine alleinerziehende Mutter von 2 Kindern, deren Heimat Port au Prince war, Hauptstadt von Haiti. 
Einen Tag nach dem Erdbeben erhielt ich die Anfrage, eine Hilfsorganisation auf die Beine zu stellen und in Haiti Hilfe zu leisten. Ich sagte nach Rücksprache mit Raymonde sofort zu. Dank ihrer guten Vernetzung in Haiti hatte ich schon zwei Tage danach eine Hilfsgruppe mit dem richtigen Hilfspersonal zusammen und konnte unmittelbar danach mit der Soforthilfe vor Ort in La Saline, dem Slum am Hafen von Port au Prince beginnen.

Ich bin überzeugt davon, dass meine geistige Führung geholfen hat, die Hilfsgruppe so rasch zu organisieren, dass wir bereits nach 2 Tagen mit der Suppenküche vor Ort einsatzbereit waren, die Mama Madou mit Mme.Vousèle und Ciliana eingerichtet hatten. Doctora Junette hat die Erste Hilfe auf der Plaza Sta.Anna geleistet. Pastor Joseph hatte sofort begonnen, vollwaise Kinder zu sammeln. 

Papa Adrian hat sofort mit Jodny, Alvin und Barba begonnen, die Infrastruktur zu normalisieren. Raymonde und ich sind wieder zum 600 km entfernten Las Terenas zurückgekehrt und Jodny,der Bruder von Raymonde hat in meiner Abwesenheit die Hilfsarbeiten geleitet und unterstützt.


Über unsere Arbeit in der Hilfsgruppe ist im weiteren in den Beiträgen eingehend berichtet worden. 

Was ist aus der Hilfsgruppe geworden?
Raymonde lebt vorübergehend in den USA, Mama Madou lebt mit Alvin, Ingreed, seiner Frau und 5 Kinder in der Wohngemeinschaft, Doctora Junette lebt in Haiti und Jodny, Pastor Joseph und Adrien sind gestorben.
Pastor Josephs Kinderdorf und Mama Madous Suppenküche 

Im Jahr 2011 mussten die Hilfsarbeiten beendet werden, einerseits weil die Hilfsgelder aufgebraucht waren, anderseits weil eine Cholera-Epidemie ausbrach, über die ich berichtet habe und gegen die wir mit unseren bescheidenen Mitteln keine Chance hatten.
Im Zusammenhang mit der misslichen Gesundheitssituation in Haiti sind Pastor Joseph (2011), Papa Adrien /2011) und Jodny (2012) gestorben. Mama Madou, Raymonde und Alvin habe ich im 2011 mit ihren Kindern zu mir nach Las Terrenas in meine neue haitianische Wohngemeinschaft mitgenommen.

Wohngemeinschaft in Las Terrenas
Im Frühjahr 2011 mietete ich in Las Terrenas das Erdgeschoss eines Hauses, das Pastor Gustavo Pascual gehört und vier Zimmer, Bad, Küche und eine gedeckte Terrasse hat, ideal für die Kinder. Die Wohngemeinschaft bestand nun aus Mama Madou, zunächst Papa Adrien, Raymonde mit ihren drei Kindern, Alvin und Ingreed mit ihrem Kind. 
Die gesamte Finanzierung der Wohngemeinschaft musste ich nun alleine tragen. Ich richtete Raymonde eine kleine Mode-Boutique in Las Terrenas ein, die schon nach drei Monaten Gewinn abwarf. 
Ich selbst bezog in Las Terrenas eine kleine 1-Zimmer-Wohnung unter Fischern an der Playa von Las Terrenas, dort habe ich mich wohlgefühlt, dort war meine 2.Heimat, bei den Fischern von Las Terrenas, bei Martha und Vidal, Neno, Pieter und Mary, bei Leo und Yaya und so viele andere. 
Im 2014 war ich für 3 Monate bei Gernot im Palmengarten mit den Papageien. Das war einfach ein Traum, dort zu wohnen, wenn es nur nicht so viele Moskitos gegeben hätte, die haben mich echt angegriffen, sodass ich mich nur schwer habe wehren können.
Sylvie, die Malaria-Ärztin aus Strasbourg, hatte ein längerfristiges Malaria-Testprogramm in Französisch-Guayana, das von Bill Gates finanziert wurde und sie war froh, dass ich zwischendurch ihr Haus auf dem Vanderhorst-Berg bewohnte.

Aber mich zog es wieder zu den Fischern, wo mir Pieter sein Haus vermietete, weil er lieber mit seiner Familie im Palmenwäldchen von Come Pan leben wollte. Ich bevorzugte das Leben bei den Fischern, die zwar mausarm waren, aber von solch einer gefühlsaktiven herzensguten Mitmenschlichkeit, dass ich gerne noch geblieben wäre. Aber es machte sich im 2018 eine Gehbehinderung schleichend bemerkbar, die sich schliesslich als Parkinson-Erkrankung herausstellte, sodass ich im Oktober 2019 notfallmässig in die Schweiz zurückkehren musste.

Dienstag, 12. April 2022

Der Kampf gegen die Cholera

       Ein Rückblick

. . .  wie es zur Gründung der Wohngemeinschaft in Las Terrenas (Dom.Rep.) kam
- Das Erdbeben auf der Insel Hispaniola geschah am 12.Januar 2010
- Am 15.Januar begann unsere Hilfsgruppenarbeit in La Saline in Port au Prince/Haiti
- Am 21.Oktober 2010 trat die Cholera in Haiti auf
- Bis 12.März 2011 sind 252000 Haitianer an Cholera erkrankt, 4672 sind gestorben
- Bis 12.März 2011 sind in der Dom.Rep 560 Menschen erkrankt, 6 sind gestorben
- Im Frühjahr 2011 haben wir unsere Hilfsarbeit eingestellt
  und die Wohngemeinschaft in Las Terrenas/Dom.Rep. aufgemacht


Mitarbeiter der Hilfsgruppe


Leitung der Hilfsgruppe
Die Haiti Cherie Hilfsgruppe für La Saline hatte 3 Mitglieder und eine örtliche Unterstützergruppe von etwa 8 Mitgliedern:
.1 Rita Hirt sorgt für die guten Kontakte in der Schweiz
.2 Hans Joachim Badzong, Gruppenleiter, organisiert die Hilfsfahrten nach Hait
.3 Reymonde Jeanbaptiste sorgt für die Kontakte in Haiti.

Örtliche Unterstützergruppe:

.1 Jodny Jeanbaptiste, mein Stellvertreter vor Ort, Organisator und Allrounder
.2 und 3 Theana und Adrien Jeanbaptiste, die Leiter der Suppenküche an der Plaza Jérémie
.4 Samson Joseph, Pastor der zerstörten Baptistenkirche in La Saline, Leiter des Kinderdorfes
.5 Dra. Junette Joseph, Ärztin und Mitbetreuerin der Kinder von Pastor Joseph
.6 und 7 Basmat und Alvin Jeanbaptiste, technische Einrichtungen, Strom, Wasser, Geräte
.8 Mme Vousèle, Leiterin der Nachtruhe und des Nachtgebets (lapriere)

Wohngemeinschaft in Las Terrenas
Durch die aufgetretene Cholera und fehlende Hilfen wurde die Arbeit vor Ort beendet. Mama Theana, Raymonde, Adrien und Alvin wurden in die Wohngemeinschaft nach Las Terrenas übernommen. Pastor Joseph hatte aus Gesundheitsgründen seine Arbeit an Pater Oligesse übergeben und ist danach verstorben. Doctora Junette, Mme Vousele, Jodny und Basmat sind in Haiti geblieben. Der Kontakt zu Rita ist plötzlich ohne Angabe von Gründen abgebrochen.
Heute (2022) leben noch Mama Theana, Raymonde und ihre 5 Kinder, Alvin und seine Frau Ingreed und ihr Kind in der Wohngemeinschaft in Las Terrenas.



Es ist ja schon eine besondere Tragik, dass ausgerechnet von der internationalen Ordnungsmacht Minustah am 21. Oktober 2010 die Cholera am Artibonitefluss nach Haiti eingeschleust worden ist. Was ich schon von Anfang an befürchtet habe ist, dass sich die Cholera auf die gesamte Insel Hispaniola ausdehnen könnte. Nur dort, wo bessere hygienische Bedingungen vorhanden sind, lässt sich die Ausbreitung verhindern. Das geht bis in die ganz persönlichen Wohnverhältnisse der Menschen hinein.

Diese Bilder aus La Saline belegen sehr deutlich, dass die Kloaken in der Strasse des Armenviertels La Saline am Hafen von Port au Prince wahre Brutstätten für die Cholera sind. Und direkt daneben wird die schmutzige Wäsche gewaschen und es wird gelebt und geliebt und es werden Kinder gezeugt. Ich will den Menschen Arbeit und Essen geben, aber die Arme erlahmen, wenn keiner mitzieht. Die zentrale Essensküche ist leer. Die Familienstiftung, die mir den Anfang leicht gemacht hat, hat jetzt bessere Ziele als diese Kloake in La Saline, dem Armenviertel am Hafen von Port au Prince.

 Dass auch die Dom.Rep. nicht von der Cholera verschont bleibt, war abzusehen, denn der intensive Grenzverkehr besonders in Dajabon und Jimani, wurde weiter aufrecht erhalten. Immerhin haben beide Nachbarn auf Hispaniola ihren jeweils grössten Handelspartner im Nachbarland.  So kam denn auch die Einschleppung der Cholera in die Dom.Rep. von Reisenden aus Haiti. Durch Isolierung der einzelnen Cholerafälle gelang es, den grössten Teil des Landes von der Cholera zu verschonen, insbesondere entlang der Ferienzentren. Dass die Häufigkeit auf dominikanischer Seite in der Artibonite-Niederung am grössten ist, verwundert natürlich nicht, denn es gibt ja hier nur eine 'grüne Grenze' ohne trennende Befestigungen. So kam es denn auch, dass die Nervosität auf dominikanischer Seite im Januar und Februar 2011 immer grösser wurde, was in der nahen Grossstadt Santiago, aber auch in anderen Landesteilen, schliesslich zu Ausschreitungen gegenüber haitianischen Bürgern als Verursacher der Cholera in der Dom.Rep. führte.

Polizei und Armee des Landes nutzten die Gelegenheit, in eng von Haitianern bewohnten Gegenden,  regelrechte Razzien  durchzuführen und haitianische Staatsbürger ohne gültige Ausweispapiere sofort auszuweisen. Dass diese Menschen nach dem Erdbeben und aus Angst vor der Cholera über die grüne Grenze ins rettende Nachbarland geflüchtet waren, galt nicht als Aufenthaltsgrund.  Dass die ohnehin durch das Erdbeben vom 12. Januar 2010 und durch den folgenden Hurrikan stark gebeutelten Nachbarn selbst unter der Einschleppung der Cholera durch nepalesische UN-Soldaten zu leiden haben, fand dabei keine Gnade. Humanitäre Regeln wurden dabei offensichtlich missachtet, weshalb es auch zur Intervention der Vereinten Nationen kam. Danach wurden keine Razzien mehr durchgeführt.

Dorfbach, besser Kloake,von La Saline

Die Cholera hatte jetzt auch La Saline im Griff.  Die Epidemie griff um sich und wie Mama Jeanbaptiste mitteilte, hatten  wir die ersten Todesfälle auch hier in La Saline. Unser Kampf gegen die Cholera hatte absolute Priorität.

Wir haben die Arbeit in unserer zentralen Küche intensiviert. Wir wollten erreichen, dass die Familien nicht mehr selbst kochen, sondern in der zentralen Küche essen. Hier konnte die Hygiene einigermassen aufrecht erhalten werden.

Alle Spenden flossen jetzt in diese Küche. Auch Familien, die Patenschaftsbeiträge für Ihr Kinder oder einen Teil der Kinder bekommen, konnten gesamthaft in der zentralen Küche essen.

Aber an allem herrschte Mangel. Zu wenig Trinkwasser, zu wenig Brauchwasser, zu wenig Hygiene, zu wenig Essen. Es wurden Chlorpastillen gebraucht für das Wasser, Chlorpulver für die Kloake und Chlorflüssig zum Waschen und Putzen. Was wir brauchten, war eine grosse Zisterne. Wir erhielten eine Spende von Monika aus Solingen, wofür wir eine Zisterne kaufen konnten.

Dra Junette im Gespräch
mit Raymonde Jeanbaptiste
Unsere Ärztin Dra Junette hatte aus Haiti am Telefon berichtet, wie schlimm die Lage war und wie viele Menschen sterben, besonders dort, wo die Armen wohnen, in den beiden Slums Cite Soleil und La Saline (wo Dra Junette tätig war). 

Mit Hilfe einer grösseren Einzelspende von Dr. Clark Research, Bern/CH konnte ich ein Paket mit 2000 Tabletten aus Apotheken in Las Terrenas bereitstellen und einen Kurier mit Caribe Tours nach Port au Prince zu Dra Junette schicken. Dort war dieses Mittel nach ihrer Recherche nicht erhältlich. Für eine Cholera-Behandlung braucht es etwa 10 Tabletten dieses Typs. Endlich hatten wir ein hoffentlich wirksames Medikament gegen die Cholera. 

Wegen ihres angekratzten Gesundheitszustandes haben wir dann Mama Theana Madou, die Mutter von Raymonde, zu uns nach Las Terrenas genommen. Sie hätte eine Ansteckung mit dem Cholera-Bazillus nur schwerlich überstanden.

Alles, was wir mit unseren bescheidenen Mitteln tun konnten war, vorbeugend die Situation bei Essen und Trinken zu verbessern. Bei erfolgten Ansteckungen wurden die Kranken sofort ins nächste Spital gebracht. Aber die hygienischen Verhältnisse waren ausserordentlich prekär. 

Aufgrund fehlender Hilfsgelder wurde die Arbeit vor Ort in La Saline im Frühjahr 2012 beendet.

Samstag, 12. Februar 2022

Mama Madou sagt `Danke`

 

Mama Madou ist die gute Seele der Wohngemeinschaft `Haiti Cherie` in Las Terrenas. Sie freut sich mit Susanna, ihrem Enkelkind, dem jüngsten Kind von Raymonde, über die Unterstützung durch die Mitglieder des Freundeskreises.
Mama Madou war die Leiterin der Suppenküche an der Plaza Jeremie in La Saline. Jetzt besorgt sie die Küche in der Wohngemeinschaft.
Die offenen, vertrauensvoll sprechenden Augen von beiden sagen mehr als 1000 Worte ausdrücken können. Sie sagen `Danke` und grüssen alle, denen das Schicksal der Nachfahren der haitianischen Menschen am Herzen liegt, die einst aus Afrika auf die Insel Hispaniola verschleppt wurden.

Dienstag, 16. November 2021

Carola hat die Leitung übernommen

Mit meiner Parkinson-Erkrankung wird das Leben immer beschwerlicher, sodass ich mich entschlossen habe, die Leitung meines Hilfswerks `Haiti Cherie` an Carola zu übergeben. Das Hilfswerk begann 2010 mit dem Erdbeben in Haiti im Slum `La Saline` am Hafen von Port au Prince. Hier eine kleine Kostprobe von meiner 4.Hilfsfahrt im April 2010.

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Nach der 4.Hilfsfahrt musste ich das Engagement vor Ort wegen einer bakteriellen Lungenentzündung beenden, die ich mir im Staub von Port au Prince zugezogen hatte. Von da an verlegte ich mein Engagement nach Las Terrenas und koordinierte die Haiti-Hilfe von da aus mit einer haitianischen Wohngemeinschaft. Im Oktober 2019 musste ich nach einem Kreislauf-Kollaps notfallmässig in die Schweiz zurück. Seither lebe ich in Zürich.

Nachdem neben meiner Parkinson-Erkrankung auch noch das Augenlicht immer schwächer wird, habe ich mich entschlossen, auch noch meine `Spirituelle Astrologie` an eine Gruppe von AstrologInnen zu übertragen. Sie können die spirituelle Astrologie für ihre Beratungen und für sich selbst frei nutzen, unterstützen dafür handkehrum  die haitianische Wohngemeinschaft `Haiti Cherie` in Las Terrenas.

Freitag, 5. November 2021

Unterstützung der Wohngemeinschaft

Die Insel Hispaniola ist geteilt in Haiti im Westen und die Dominikanische Republik im Osten. Die gesamte Insel liegt im Erdbebengebiet. Das letzte Erdbeben in Haiti war im Januar 2010. Das letzte Erdbeben in Las Terrenas in der Dom.Rep. war im Jahre 1946. Jedes Jahr wird die Insel durch mehrere Hurricans heimgesucht.

Unmittelbar nach dem Erdbeben vom 12.Januar 2010 habe ich in Las Terrenas eine Soforthilfsgruppe aufgestellt und aufgrund guter Kontakte in dem 600km entfernten Port au Prince/Haiti eingesetzt. Die Hilfsgruppe bestand ausschliesslich aus HaitianerInnen, einer Ärztin (Dr.Junot), einem Mitarbeiter des Transportministeriums (Sr.Jodny), einem Leiter des Kinderdorfs (Pastor Joseph), einer Leiterin der Suppenküche (Mama Madou), einer Koordinatorin (Raymonde), die nicht nur spanisch und französisch, sondern auch kreolisch sprach, einem Mechaniker (Adrien) und meinem Adjutanten Alvin.
 
Nach Beendigung meiner Hilfsarbeit in Port au Prince in Haiti habe ich einen Teil meiner Hilfsmannschaft (Raymonde, Mama Madou, Adrien und Alvin) und Ingrid, die Frau von Alvin mit den Kindern zu mir nach Las Terrenas mitgenommen. Seither leben sie an der Calle Carmen in einer Vierzimmer-Wohnung mit gedecktem Hof und in einer Zweizimmer-Wohnung. 

Das Bild zeigt die Wohnsituation in Erwartung eines Hurrican, weshalb Sandsäcke zum Schutz gegen Regenwasser ausgelegt wurden. Die Wohngemeinschaft besteht aus 2 Familien mit 9 Personen (4 Erwachsene und 5 Kinder). Von den Erwachsenen hat einer (Alvin) eine Arbeit in Las Terrenas mit einem Verdienst von 10 000 Pesos (etwa 180 EU). Die anderen Erwachsenen sind arbeitslos. Die Wohngemeinschaft wird monatlich mit 300 EU unterstützt. Ein Teil der Unterstützung kommt von Astrologiefreunden und -freundinnen. Die Leitung der Unterstützungsarbeit für die Wohngemeinschaft liegt jetzt bei meiner Tochter Carola. Herzlichen Dank an alle Unterstützer