Ein Rückblick
. . . wie es zur Gründung der Wohngemeinschaft in Las Terrenas (Dom.Rep.) kam
- Das Erdbeben auf der Insel Hispaniola geschah am 12.Januar 2010
- Am 15.Januar begann unsere Hilfsgruppenarbeit in La Saline in Port au Prince/Haiti
- Am 21.Oktober 2010 trat die Cholera in Haiti auf
- Bis 12.März 2011 sind 252000 Haitianer an Cholera erkrankt, 4672 sind gestorben
- Bis 12.März 2011 sind in der Dom.Rep 560 Menschen erkrankt, 6 sind gestorben
- Im Frühjahr 2011 haben wir unsere Hilfsarbeit eingestellt
und die Wohngemeinschaft in Las Terrenas/Dom.Rep. aufgemacht
Mitarbeiter der Hilfsgruppe
Leitung der Hilfsgruppe
Die Haiti Cherie Hilfsgruppe für La Saline hatte 3 Mitglieder und eine örtliche Unterstützergruppe von etwa 8 Mitgliedern:
.1 Rita Hirt sorgt für die guten Kontakte in der Schweiz
.2 Hans Joachim Badzong, Gruppenleiter, organisiert die Hilfsfahrten nach Hait
.3 Reymonde Jeanbaptiste sorgt für die Kontakte in Haiti.
Örtliche Unterstützergruppe:
.1 Jodny Jeanbaptiste, mein Stellvertreter vor Ort, Organisator und Allrounder
.2 und 3 Theana und Adrien Jeanbaptiste, die Leiter der Suppenküche an der Plaza Jérémie
.4 Samson Joseph, Pastor der zerstörten Baptistenkirche in La Saline, Leiter des Kinderdorfes
.5 Dra. Junette Joseph, Ärztin und Mitbetreuerin der Kinder von Pastor Joseph
.6 und 7 Basmat und Alvin Jeanbaptiste, technische Einrichtungen, Strom, Wasser, Geräte
.8 Mme Vousèle, Leiterin der Nachtruhe und des Nachtgebets (lapriere)
Wohngemeinschaft in Las Terrenas
Durch die aufgetretene Cholera und fehlende Hilfen wurde die Arbeit vor Ort beendet. Mama Theana, Raymonde, Adrien und Alvin wurden in die Wohngemeinschaft nach Las Terrenas übernommen. Pastor Joseph hatte aus Gesundheitsgründen seine Arbeit an Pater Oligesse übergeben und ist danach verstorben. Doctora Junette, Mme Vousele, Jodny und Basmat sind in Haiti geblieben. Der Kontakt zu Rita ist plötzlich ohne Angabe von Gründen abgebrochen.
Heute (2022) leben noch Mama Theana, Raymonde und ihre 5 Kinder, Alvin und seine Frau Ingreed und ihr Kind in der Wohngemeinschaft in Las Terrenas.
Es ist ja schon eine
besondere Tragik, dass ausgerechnet von der internationalen Ordnungsmacht
Minustah am 21. Oktober 2010 die Cholera am Artibonitefluss nach Haiti
eingeschleust worden ist. Was ich schon von Anfang an befürchtet habe ist, dass
sich die Cholera auf die gesamte Insel Hispaniola ausdehnen könnte. Nur dort,
wo bessere hygienische Bedingungen vorhanden sind, lässt sich die Ausbreitung
verhindern. Das geht bis in die ganz persönlichen Wohnverhältnisse der Menschen
hinein.
Diese Bilder aus La Saline belegen sehr deutlich,
dass die Kloaken in der Strasse des Armenviertels La Saline am Hafen von Port
au Prince wahre Brutstätten für die Cholera sind. Und direkt daneben wird die
schmutzige Wäsche gewaschen und es wird gelebt und geliebt und es werden Kinder
gezeugt. Ich will den Menschen Arbeit und Essen geben, aber
die Arme erlahmen, wenn keiner mitzieht. Die zentrale Essensküche ist leer. Die
Familienstiftung, die mir den Anfang leicht gemacht hat, hat jetzt bessere
Ziele als diese Kloake in La Saline, dem Armenviertel am Hafen von Port au
Prince. Dass auch die Dom.Rep. nicht
von der Cholera verschont bleibt, war abzusehen, denn der intensive Grenzverkehr
besonders in Dajabon und Jimani, wurde weiter aufrecht erhalten. Immerhin
haben beide Nachbarn auf Hispaniola ihren jeweils grössten Handelspartner im
Nachbarland. So kam denn auch die Einschleppung der Cholera in
die Dom.Rep. von Reisenden aus Haiti. Durch Isolierung der einzelnen Cholerafälle
gelang es, den grössten Teil des Landes von der Cholera zu verschonen,
insbesondere entlang der Ferienzentren. Dass die Häufigkeit auf dominikanischer
Seite in der Artibonite-Niederung am grössten ist, verwundert natürlich
nicht, denn es gibt ja hier nur eine 'grüne Grenze' ohne trennende
Befestigungen. So kam es denn auch, dass die Nervosität auf dominikanischer Seite im Januar
und Februar 2011 immer grösser wurde, was in der nahen Grossstadt
Santiago, aber auch in anderen Landesteilen, schliesslich zu Ausschreitungen
gegenüber haitianischen Bürgern als Verursacher der Cholera in der Dom.Rep.
führte.

Polizei und Armee des Landes
nutzten die Gelegenheit, in eng von Haitianern bewohnten Gegenden,
regelrechte Razzien durchzuführen und haitianische Staatsbürger
ohne gültige Ausweispapiere sofort auszuweisen. Dass diese Menschen nach dem Erdbeben
und aus Angst vor der Cholera über die grüne Grenze ins rettende Nachbarland
geflüchtet waren, galt nicht als Aufenthaltsgrund. Dass die ohnehin durch
das Erdbeben vom 12. Januar 2010 und durch den folgenden Hurrikan stark
gebeutelten Nachbarn selbst unter der Einschleppung der Cholera durch
nepalesische UN-Soldaten zu leiden haben, fand dabei keine Gnade. Humanitäre
Regeln wurden dabei offensichtlich missachtet, weshalb es auch zur Intervention
der Vereinten Nationen kam. Danach wurden keine Razzien mehr durchgeführt. |
Dorfbach, besser Kloake,von La Saline |
Die Cholera hatte jetzt auch
La Saline im Griff. Die Epidemie griff um sich und wie Mama Jeanbaptiste mitteilte,
hatten wir die ersten Todesfälle auch hier in La Saline. Unser Kampf
gegen die Cholera hatte absolute Priorität.
Wir haben die Arbeit in unserer zentralen Küche intensiviert. Wir wollten erreichen, dass die Familien nicht mehr selbst kochen, sondern in der zentralen Küche essen. Hier konnte die Hygiene einigermassen aufrecht erhalten werden.
Alle
Spenden flossen jetzt in diese Küche. Auch Familien, die Patenschaftsbeiträge
für Ihr Kinder oder einen Teil der Kinder bekommen, konnten gesamthaft in der
zentralen Küche essen. Aber an allem herrschte Mangel. Zu wenig Trinkwasser, zu wenig Brauchwasser, zu
wenig Hygiene, zu wenig Essen. Es wurden Chlorpastillen gebraucht für das
Wasser, Chlorpulver für die Kloake und Chlorflüssig zum Waschen und
Putzen. Was wir brauchten, war eine grosse Zisterne. Wir erhielten eine Spende von Monika
aus Solingen, wofür wir eine Zisterne kaufen konnten.
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Dra Junette im Gespräch mit Raymonde Jeanbaptiste |
Unsere Ärztin Dra Junette hatte
aus Haiti am Telefon berichtet, wie schlimm die Lage war und wie viele Menschen
sterben, besonders dort, wo die Armen wohnen, in den beiden Slums Cite Soleil
und La Saline (wo Dra Junette tätig war). Mit Hilfe einer grösseren Einzelspende von Dr. Clark Research, Bern/CH konnte
ich ein Paket mit 2000 Tabletten aus Apotheken in Las Terrenas bereitstellen
und einen Kurier mit Caribe Tours nach Port au Prince zu Dra Junette schicken.
Dort war dieses Mittel nach ihrer Recherche nicht erhältlich. Für eine
Cholera-Behandlung braucht es etwa 10 Tabletten dieses Typs. Endlich hatten wir ein hoffentlich wirksames Medikament gegen die Cholera.
Wegen ihres angekratzten Gesundheitszustandes haben wir dann Mama Theana Madou, die Mutter von Raymonde, zu uns nach Las Terrenas genommen. Sie hätte eine Ansteckung mit dem Cholera-Bazillus nur schwerlich überstanden.
Alles, was wir mit unseren
bescheidenen Mitteln tun konnten war, vorbeugend die Situation bei Essen und
Trinken zu verbessern. Bei erfolgten Ansteckungen wurden die Kranken sofort ins
nächste Spital gebracht. Aber die hygienischen Verhältnisse waren ausserordentlich
prekär.
Aufgrund fehlender Hilfsgelder wurde die Arbeit vor Ort in La Saline im
Frühjahr 2012 beendet.